Gersthof ist einer der zentralen Plätze des Bezirks, an dem sich 3 Straßenbahnlinien, 1 Buslinie und 1 S-Bahn kreuzen. Mit den Kreuzungen der Gersthofer Straße mit der Währinger Straße sowie mit der Gentzgasse ist das Gersthofer Platzl natürlich auch ein bedeutender Knotenpunkt für den Individualverkehr im Bezirk – radial wie tangential. Aber das Gersthofer Platzl und die Gersthofer Straße sind mit dem Markt und den vielen umliegenden Geschäften von sehr großer Bedeutung für die Nahversorgung der lokalen Bevölkerung!
Kurz gesagt: der Umbau eines solch zentralen Ortes ist keine einfache Sache, und es gibt dazu naturgemäß unterschiedliche Interessenslagen und Meinungen.
Viele Jahrzehnte ist hinsichtlich der Gestaltung des Gersthofer Platzls praktisch nichts passiert, doch mit der Einführung der auch von uns unterstützten Agenda Währing (Lokale Agenda 21) wurde 2017 die Agendagruppe „Lebenswertes Gersthof“ gestartet, die seitdem ein umfassendes Bürgerprojekt durchgeführt hat.
So wie es auch allen anderen Bürger_innen (und somit auch der Bezirkspolitik) offenstand, waren wir selbst regelmäßig bei den Treffen vertreten und haben Vorschläge eingebracht, die auch teilweise aufgenommen werden konnten. Aus unserer Sicht war die Vorgehensweise in dem ganzen Prozess transparent und mit Zahlen und Simulationen hinterlegt ordentlich abgelaufen, und es wurden viele Leute eingebunden. Im Vergleich zu vielen anderen Umbauten im Bezirk war dies somit wirklich ein guter Planungsprozess mit entsprechender Bürgerbeteiligung!
Dennoch hatten wir bis zum Sommer 2019 noch eine Testphase gefordert, um die Auswirkungen auf den Verkehr besser beurteilen zu können. Dies wurde im Rahmen einer Bezirksentwicklungskommission besprochen, bei der auch die MA46 (Verkehrsorganisation) anwesend war. Hier wurden uns seitens der MA46 mehrere Gründe mitgeteilt, warum ein Test ohne Umbau nicht sinnvoll machbar sei und keine Ergebnisse liefern würde, die der Situation nach dem tatsächlichen Umbau entsprechen würden.
Nachdem an alle politischen Fraktionen im Bezirk und so auch an uns die Sorgen über zusätzliche Staus aufgrund des Umbaus herangetragen wurden – wir aber auch viel Zuspruch erhalten – ist es wichtig, den geplanten Umbau Gersthofer Platzl vom bereits umgesetzten Umbau der Gersthofer Straße hin zur Kreuzgasse zu unterscheiden. Der Umbau Gersthofer Straße hinauf über die Kreuzgasse hin nach Hernals war ein Projekt der Stadt Wien und wurde somit im Gemeinderat beschlossen, obwohl sich hierbei in Simulationen (auf Basis von Verkehrszählungen der MA46) bereits gezeigt hat, dass es in Spitzenzeiten vor den Kreuzungsbereichen Gersthofer Straße/Kreuzgasse bzw. Währinger Straße zu Verzögerungen von ca. einer Ampelphase gegenüber der ursprünglichen Situation kommen kann.
Die Maßnahmen, die also mehr Stau verursachen könnten, wurden somit bereits umgesetzt, während der jetzt geplante Umbau keine neuen staubildenden Maßnahmen bringt. Die Spurverengung Richtung Döbling geschieht schließlich bereits vor dem Gersthofer Platzl aufgrund des getätigten Umbaus. Und auch die Spurverengung Richung Hernals gab es bereits über einen langen Zeitraum aufgrund des Neubaus Gersthofer Straße 49, und hier war die Wirkung verkraftbar.
Wer ehrlich ist, muss zugeben, dass auf der Gersthofer Straße das Rasen mit dem Auto leider keine Seltenheit ist. An einigen Stellen am Platzl ist jedoch sehr wenig Platz für Fußgänger_innen und somit speziell für Familien mit Kinderwägen. Insofern ist zu begrüßen, wenn die reale Geschwindigkeit mancher Autofahrer_innen von 60-70 km/h auf tatsächliche 50 km/h aufgrund der Umbauten sinken würde.
Auf jeden Fall interessant hinsichtlich der Mobilität wird aber, dass es aufgrund des Umbaus am Gersthofer Platzl eine gute Lösung geben könnte, den 42A, der hinauf zum Schafbergbad fährt, auch nach Gersthof zu führen. Diese Forderung gibt es von allen Bezirksparteien und auch von vielen Währinger_innen schon seit Jahren. Mehr Informationen zu dem Thema wird es wohl Anfang 2020 geben, und wir freuen uns bereits jetzt auf Neuigkeiten hierzu.
Aus wirtschaftlicher Sicht sehen wir in dem Umbau die Chance, den Gersthofer Markt zu attraktivieren, und dazu auch die Gersthofer Straße als Einkaufsstraße. Gerade in der letzten Zeit sind ja aufgrund des Auszugs der Bankfilialen recht viele Leerstände in der Gersthofer Straße, und das ist auch schlecht für die bestehenden Geschäfte. Wenn der Gersthofer Markt mehr Aufenthaltsqualität hat, wird das hoffentlich die lokale Wirtschaft wieder etwas beflügeln und vielleicht auch die leerstehenden Geschäftslokale wieder attraktiver machen für neue Mieter_innen. Wir sehen das also wirklich als Chance für das Grätzl!
Abschließend ist festzustellen, dass es für uns NEOS nicht wichtig ist, wer einen Vorschlag bringt. Wir beurteilen das nach dem Inhalt und ohne spezielle Klientele zu bevorzugen oder Ideologien zu verfolgen. Es geht uns um den Mehrwert für die Gesellschaft, in diesem Fall um den Mehrwert für Währing bzw. das Grätzl Gersthof. Und um die Einbindung der Bürger_innen in die Planungsprozesse, denn Bürgerbeteiligung ist für uns NEOS ein Kernwert. Bürgerbeteiligung bedeutet aber nicht nur, eine ja/nein-Frage zu stellen, um anschließend einen bestehenden Zustand einzuzementieren (siehe Brexit). Unter Bürgerbeteiligung verstehen wir Prozesse wir bei der Lokalen Agenda 21, die es Bürger_innen ermöglicht, ihre Meinungen und konkrete Vorschläge einzubringen und mit Expert_innen zu diskutieren. Dies ist bei der Planung zum Umbau Gersthofer Platzl geschehen und wir können somit guten Gewissens sagen: Ja, wir sind für den Umbau des Gersthofer Platzls!
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