Erlauben Sie mir zu unserem Antrag ein paar persönliche Worte an Sie zu richten.
Im November 1989 war ich mit einem Freund meine Verwandten in Prag besuchen. Auf den Straßen versammelten sich die Massen, Alexander Dubcek umarmte die Menschen am Wenzelsplatz mit einer großen Geste vom Balkon aus. Das war schon beeindruckend für einen 21jährigen. Ich war Zeuge von Geschichte, die sich dort ereignete. Unter diesem Eindruck stimmte ich 1994 – wie die meisten meines Freundeskreises – mit JA zum Beitritt zur EU. Dies zur Erinnerung.
Am 9. Mai erinnern wir uns wieder der Schumann Erklärung. Wir erinnern uns auch daran, dass der Grundgedanke der EU nach der Katastrophe des II. Weltkrieges einer Sehnsucht nach Frieden entsprang. Österreich übernimmt im zweiten Halbjahr den Ratsvorsitz. Am 5. Mai erinnern wir uns an die Gründung des Europarates.
In diesen Tagen gab Jürgen Klopp, der Trainer von Liverpool, ein vielbeachtetes Interview. Seine Stellungnahme zum britischen Brexit lautete: „Die EU war nie perfekt, ist nicht perfekt und wird es auch nie sein. Aber es ist das Beste, was es gibt.“ Wir NEOS stimmen hier aus ganzem Herzen zu. Es gibt vieles zu reformieren, zu verbessern, vieles läuft gut. Wie in einer Beziehung muss man einfach dranbleiben, diskutieren, streiten, einander zuhören, immer wieder Lösungen finden. Ein grundsätzliches JA ist aber immer die Bedingung für Vertrauen und Liebe. Wenn uns allen bewusst wäre, dass ein menschliches Grundbedürfnis Verbundenheit ist, bräuchten wir keine Nationen.
Ich liebe diesen Bezirk, in dem ich aufgewachsen bin. Und ich liebe Europa. Ich schließe meinen Redebeitrag mit einem Zitat von Vaclav Havel: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht“.
In diesem Sinne wünsche ich mir ihre Zustimmung zu unserem Antrag.
- Der Antrag wurde mehrheitlich gegen die Stimmen von FPÖ und Wien Andas angenommen.