Leopold Kunschak war ein christlich-sozialer Politiker und Parteigänger Karl Luegers. Wie sein Vorbild baute er seine politische Karriere auf einem glühenden Antisemitismus. Ziel seiner Verbalattacken waren vor allem Jüd:innen, die nach dem Zerfall der Monarchie nach Wien flüchteten.
In seinen Reden bezeichnet Kunschak die geflüchteten Jüd:innen als "Eiterbeulen am Körper unseres Volkslebens" und sah das "arische Wien" in Gefahr. Würden die jüdischen Flüchtlinge nicht freiwillig das Land verlassen, sollten sie "in Konzentrationslager gesteckt werden", wobei ihnen die Kosten für die Internierung verrechnet werden sollten.
In der Dollfuß-Schuschnigg-Diktatur der ersten Republik bekleidete er als Staatsrat eines der obersten Staatsämter. 1936 bekräftigte er die Forderung nach der Erstellung eines "Judenkatasters" zur Erfassung der Jüd:innen in Österreich. Kunschaks antisemitische Äußerungen waren schließlich so einflussreich, dass sie auch in NSDAP-Publikationen zitiert wurden.
Kunschak selbst war jedoch nie Nationalsozialist und auch ein bedeutender Politiker des konservativen Lagers der 2. Republik und Unterzeichner der Proklamation zur Wiedererrichtung der 2. Republik. Dennoch blieb er Zeit seines Lebens überzeugter Antisemit. Diese Haltung bekräftigte er auch unmittelbar nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges.
Noch im September 1945 bestand er in einer öffentlichen Rede darauf "immer Antisemit gewesen zu sein und es bleiben werde". Weiters polemisierte er gegen jüdische Flüchtlinge aus Polen: "In Österreich hätten weder einheimische noch fremde Juden etwas zu suchen", wie mehrere Quellen - darunter ein Bericht der Generaldirektion der Öffentlichen Sicherheit - belegen.
Die detaillierte Aufarbeitung der antisemitischen Vergangenheit Leopold Kunschaks erfolgte dabei bereits 2013 durch eine unabhängige Historiker:innenkommission, beauftragt durch die Stadt Wien.