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Rudolfsheim-Schönhaus

Der 15te ist ein Wanderbezirk. Nicht nur, weil nur wenige Menschen von Geburt an im Bezirk leben und bis zur Pension bleiben, sondern weil seine Bewohner_innen zuwandern – zum Teil aus anderen Bundesländern, zum Teil aus anderen Bezirken, zum Teil aus dem Ausland.

Im Moment ist er der jüngste Wiener Gemeindebezirk. Statistiken der Stadt Wien prognostizieren aber, dass die Gruppe der 15- bis 44-Jährigen bis Mitte der 2030er deutlich schrumpfen wird. Der Grund dafür ist, dass der Bezirk für viele junge Familien wenig attraktiv erscheint. Es muss uns daher ein Anliegen sein, Rudolfsheim-Fünfhaus vom „Umsteigebahnhof“ zum „Reiseziel“ zu machen. Es muss uns ein Anliegen sein, aus Rudolfsheim-Fünfhaus „Rudolfsheim-Schönhaus“ zu machen.

Natur statt Beton

Rudolfsheim-Fünfhaus ist der kleinste Außenbezirk und gleichzeitig jener, mit dem geringsten Grünflächenanteil. In dem durch die Westbahn geteilten Bezirk gibt es zwei große Grünflächen: Die Schmelz, die stark von der Kleingartensiedlung geprägt ist, und den Auer-Welsbach-Park, der den einzigen großen Park des Bezirks darstellt. Andere Teile des Bezirks müssen völlig ohne Grünflächen auskommen.

Überall dort, wo es möglich ist, sollte ein Baum gepflanzt werden (natürlich nur solche, die einen Sommer in der Stadt auch überstehen können). Die Natur in die Stadt zu holen, tut nicht nur der Seele der Bewohner_innen gut, sie können in den „Rekordsommern“, die mittlerweile durch den Klimawandel immer häufiger werden, dazu beitragen, den Sommer im Bezirk erträglicher zu machen. Auch die Begrünung dazu geeigneter Fassaden der Gemeindebauten würde zu einer ästhetischen und klimatischen Aufwertung des Bezirks beitragen, ebenso wie eine Begrünung der Höfe und Innenhöfe – so könnten auch jene Menschen in Sommernächten schlafen, die keine Klimaanlage besitzen.

Ein Bezirk für die Menschen

Ich freue mich jedes Mal, wenn ich über die Schmelz gehe und sehe, mit welcher Hingabe die Bewohner_innen des Kleingartenvereins ihre Häuser und Gärten pflegen. Wie schön es ist, einen Flecken Natur zu haben und Blumen oder vielleicht sogar Gemüse anbauen zu können, weiß jeder, der schon einmal Paradeiser auf seinem Balkon gezogen hat. Die Schrebergärten sind für ihre Besitzer Ruheoasen mitten im urbanen Rudolfsheim-Fünfhaus. Warum aber nur im kleinen Maßstab denken?

Die Schmelz ist nicht nur ein viel genutztes Freizeitgebiet, sondern auch Arbeits- und Studiengebiet. Bezirksbewohner_innen und Student_innen der Sportuniversität nutzen es zum Joggen, aber auch der Schulweg und der Weg zum Training von Vereinsmitgliedern führen durch das Areal. Es herrscht viel Bewegung, zum Verweilen und Durchatmen lädt die Schmelz leider eher weniger ein.

Viele Besitzer_innen, Eigentümer_innen und Pächter_innen teilen sich den früheren Truppenübungsplatz, auf dem Otto Wagner einst ein imposantes Museum errichten wollte. Viele Eigner_innen bedeutet aber auch viele Zäune. Ein großer Teil alter Grünflächen ist den Bewohner_innen nicht zugänglich. Die größte Freifläche, die sich an der Kreuzung zwischen den Wegen zum Gymnasium, dem Schutzhaus und nach Ottakring befindet, gleicht einer Durchzugsstraße für Radfahrer_innen und Fußgänger_innen. Der Spielplatz wurde als Käfig an den Wegesrand geklatscht.

Dabei wäre es so einfach: Es wäre ein Leichtes, an dieser Stelle ein echtes Naherholungsgebiet zu schaffen, das zum Verweilen, Lesen und Sich-Unterhalten einlädt. Eine Gruppe von Architekt_innen und Raumplaner_innen hat auf eigene Kosten ein Konzept vorgelegt und versucht bereits seit einigen Jahren, den Bezirk und die Stadt davon zu überzeugen, dieses umzusetzen. Beispielsweise würde ein bepflanzter Platz und eine Öffnung der Grünflächen für Bewohner_innen Rudolfsheim-Fünfhaus als Lebensraum unglaublich aufwerten. Wenn Väter und Mütter mit einem Kinderwagen durch einen „Freiraum Schmelz“ spazieren könnten, wären sie vielleicht auch bereit, über eine Übersiedlung noch einmal nachzudenken.

Freizeit ist „Gestaltungszeit“

Natürlich würden es solche Maßnahmen attraktiver machen, im 15. Bezirk seine Freizeit zu verbringen. Freizeit ist aber nicht nur die Zeit, in der man seine Arbeitskraft erneuert, sondern auch jene, in der man sein Leben und seine Umwelt (spielerisch) gestaltet, in der man sich selbst ausdrücken kann, in der man Zeit mit Menschen verbringt, mit denen man sie gerne verbringt.

Die Bereitschaft junger Familien, den Bezirk zu verlassen, liegt auch darin begründet, dass er ihnen zwar eine Bleibe, aber kein Heim zu bieten scheint. Sie wohnen hier, aber sie leben woanders. Landgemeinden schaffen Identifikationsmöglichkeiten durch die Einbindung von Vereinen in ihre Gestaltung. In einer Großstadt wie Wien, wo Vereine als Identifikationsträger mit den Jahren schwächer geworden bzw. von der Stadtregierung unerwünscht sind, wird man andere Maßnahmen setzen müssen, damit Bewohner_innen ihren Lebensraum mitgestalten können.

Wenn wir also über Bepflanzungen, Begrünungen und Umgestaltungen reden, so müssen wir darüber gemeinsam mit den Bewohner_innen reden. Sie sind jene, die diese Dinge vermehrt nutzen und mit den Umbauarbeiten konfrontiert sind. Sie haben ein Recht darauf, auch als Gestalter_innen mitzuwirken und nicht nur ja oder nein zu einem fertigen Konzept zu sagen. Freizeit soll nicht nur jene Zeit sein, in der man Empfehlungen von Expert_innen als passive Hörer_innen lauschen darf, sondern, wo man seinem „Gestaltungswunsch“ nachgehen kann.

Dann wären wir einem „Rudolfsheim-Schönhaus“ einen Schritt näher.

 

Zum Autor: Clemens Ableidinger ist Historiker, Mitglied im NEOS Bezirksteam Rudolfsheim-Fünfhaus und wohnte einige Jahre in unmittelbare Nähe der "Schmelz".

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