Wir fragen uns, was genau getan wurde, um dieses Szenario zu verhindern und ob wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden. „Über den Sommer wäre genug Zeit gewesen Szenarien zu entwickeln, wie Kindergärten und Schulen auch bei steigenden Fallzahlen offenbleiben können“, so Christoph Wiederkehr. Viele Maßnahmen wie beispielsweise eine Ausweitung der Maskenpflicht oder FFP2-Masken für Lehrer_innen ließen sich sofort umsetzen. Statt solche Lösungen zu prüfen, wird jetzt wieder auf Distance Learning umgestellt. Damit werden nicht nur Schüler_innen zu Leidtragenden. Auch Lehrer_innen und Eltern stehen erneut vor großen Herausforderungen.
Dass die Schulen für jene Kinder und Jugendlichen offenbleiben, die zu Hause nicht betreut werden können, ist nur ein kleiner Trost, denn Pläne für einen altersübergreifenden Unterricht gibt es bislang keine. Vielmehr werden die Eltern am Abend gezwungen sein, den versäumten Stoff mit den Kindern nachzuholen.
Bereits jetzt klafft die Bildungsschere in der Stadt weit auseinander. Vor allem für Kinder aus bildungsferneren Familien bedeutet das Ende des Unterrichts auch das Ende ihrer Bildung. Die daraus resultierenden Konsequenzen beeinflussen natürlich auch den Arbeitsmarkt und die ohnehin bereits stark angeschlagene Wirtschaft.
Natürlich müssen wir auf die stetig steigenden Corona-Zahlen reagieren. Was wir dabei jedoch nicht ignorieren dürfen sind die wirtschaftlichen, bildungspolitischen und psychosozialen Auswirkungen. „All dies muss beim Entwickeln der Maßnahmen bedacht werden, um so zu einer sinnvollen Lösung zu gelangen. Nachdem die Schulen kein treibender Faktor im Infektionsgeschehen sind, bin ich, gemeinsam mit vielen Expertinnen und Experten, der Meinung, dass es weit sinnvollere Lösungen gegeben hätte. Dass die Sommermonate nicht genutzt wurden, um funktionierenden Hybridunterricht auf die Beine zu stellen und die Handlungsfähigkeit der Behörden zu gewährleisten, kommt einer Bankrotterklärung der Regierung gleich, sie hat hier völlig versagt!“, so Wiederkehr.