Zum Inhalt springen
Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein.

Wir fordern Ethikunterricht für alle!

Die geplante Einführung eines Ethikunterrichts für Schüler_innen, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, greift Vertreter_innen der Initiative Religion ist Privatsache, des Frauenvolksbegehrens, SP-nahen Schülern, der NEOS sowie dem Religionspädagogen Anton Bucher zu kurz. Ethik solle vielmehr für alle Schüler ab der ersten Klasse verpflichtend sein, hieß es bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

"Es sind grundsätzlich alle für einen Ethikunterricht - es geht dabei nur um die Modalität", konstatierte Eytan Reif, Sprecher der Initiative Religion ist Privatsache. Umso mehr verblüffe es ihn, dass Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) als Hauptargument für dessen Einführung als Ersatzunterricht nur für "Religionsverweigerer" die "Abkehr vom Kaffeehausbesuch" nenne.

Zumindest sei der Minister aber ehrlich. "Er macht klar, wohin die Reise führen soll - zu weniger Abmeldungen vom Religionsunterricht", so Reif. Die Einstellung laute offenbar: "Der Ethikunterricht hat sich dem Religionsunterricht unterzuordnen und hat diesem zu dienen." Dies lehne man ab: "Weder ist Ethik Ersatz für Religion, noch sind sie gleichwertig." Daher stehe man auch dem Plan Faßmanns negativ gegenüber, dass vor allem Religionslehrer mit Zusatzausbildung Ethik unterrichten sollen. "Wir brauchen ein eigenes Lehramtsstudium." Darüber hinaus sollten Religionslehrer nicht in der selben Schule auch Ethik unterrichten dürfen, um Interessenskonflikte zu vermeiden - eine solche Regelung gebe es etwa in Bayern und Baden-Württemberg.

Der Religionspädagoge und Erziehungswissenschafter Anton Bucher (Uni Salzburg), der für das Bildungsministerium bereits vor rund 20 Jahren die derzeit laufenden Schulversuche evaluiert hat, plädierte ebenfalls für Ethik als Pflichtgegenstand - und zwar nicht nur in der Oberstufe. "Mit 15, 16 Jahren sind viele ethische Einstellungen schon habitualisiert und lassen sich kaum mehr ändern."

Im derzeitigen Modell gehe es nicht um grundsätzliche religiöse Bildung, sondern um "partikulare Eigeninteressen" der einzelnen Glaubensgemeinschaften. Mittlerweile gebe es 14 verschiedene Religionsunterrichte in Österreich - bis hin zu Freikirchen: "Ich habe mir dort die Lehrpläne angesehen: Dort ist nirgendwo von Evolution die Rede, sondern nur von biblischer Schöpfungsgeschichte." Als Vorbild könne laut Bucher die Innerschweiz dienen: Dort hätten sich staatliche und Religionsvertreter zusammengesetzt, überlegt, was Schüler über die einzelnen Religionen wissen müssten und einen gemeinsamen Unterricht aufgesetzt. Auch die katholische Kirche müsse davor keine Angst haben, meinte Bucher: "Der faktische Religionsunterricht ist längst nicht mehr so konfessionell, wie es sich viele Bischöfe wünschen würden."

Unser Klubchef, Christoph Wiederkehr, forderte eine Erhebung, wie viele Schüler_innen tatsächlich keinen Religionsunterricht besuchen. Derzeit gebe es dazu kaum Zahlen - klar sei aber, dass diese steigen. "Es ist keine gute Tendenz, wenn eine Minderheit im Regelunterricht ist."

Lena Jäger, Mitinitiatorin des Frauenvolksbegehrens, ortete wachsende Diversität in ganz Österreich. "Die Schule braucht daher einen Raum, wo Kommunikation mit dieser Diversität geübt werden kann. Und Ethikunterricht wäre dafür der perfekte Raum." Das könne aber nur funktionieren, wenn alle an diesem Unterricht teilnehmen. Die Vorsitzende der SP-nahen Aktion kritischer Schüler_innen (AKS), Sara Velic, vermisste wiederum einen Unterricht, der sich auch kritisch mit Religion auseinandersetzt.

Über die Erfolgsaussichten der Forderungen machten sich weder Reif noch Bucher Illusionen. "Es wäre töricht zu glauben, dass unter dieser Regierung Ethik für alle kommt - da kommt eher das Jüngste Gericht", so Reif. Er setzt auf den Faktor Zeit: "Wenn der Religionsunterricht die Ethik blockiert, ist die Zeit gekommen, über die Legitimität des Religionsunterrichts zu sprechen. Auch wenn das nicht morgen sein wird oder übermorgen." Demnächst könnte es eine Beschwerde gegen das derzeitige Modell des Ersatzunterrichts für Religionsverweigerer geben.

 

Vielleicht interessieren dich auch diese Artikel

Kopie von Kopie von 11 Template Text + Grafik Elemente, Veranstaltung (2)-1500x843
25.04.2024NEOS Team1 Minute

Danke für 5 Mandate in der AK

Mit einem fulminanten Ergebnis haben wir bei dieser Arbeiterkammerwahl weit mehr erreicht, als wir zu hoffen gewagt hatten.

Danke für 5 Mandate in der AK
signal-2024-04-25-114516 002-1600x900
24.04.2024NEOS Team1 Minute

Hütteldorfer Straße endlich radfreundlich

Das Rad hat als umweltfreundliches Verkehrsmittel die letzten Jahre einen starken Aufschwung erhalten. Immer mehr Menschen erkennen die Vorteile dieser Mobilitätsform, weshalb die Fortschrittskoalition es sich zur Aufgabe gemacht hat, die dafür notwendige Infrastruktur weiter auszubauen. Heuer erhält auch die Hütteldorfer Straße endlich ein Upgrade, das bis Ende 2024 fertiggestellt werden soll.

Hütteldorfer Straße endlich radfreundlich
Bezirkstreffen FIscher Bräu-4032x2268
24.04.2024NEOS Team1 Minute

Insider-Einblicke in die Bezirkspolitik Döblings!

Am 19. fand im Fischer Bräu das Bezirkstreffen von NEOS Döbling statt, bei dem engagierte Mitglieder und Interessierte zusammenkamen, um von den Bezirksrät:innen Einblicke in die Bezirkspolitik zu erhalten und diverse Themen rund um den 19. Bezirk anzusprechen.

Insider-Einblicke in die Bezirkspolitik Döblings!

Melde dich für unseren Newsletter an!