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Notfallpatient Gesundheitssystem - Kassenarztmangel in Wien

Das österreichische Gesundheitssystem entwickelt sich zunehmend in Richtung eines Mehrklassensystems. Dies zeigt sich besonders stark bei den niedergelassenen Ärzten. 

Trend zu Wahlärzten

Während die Vertragsarztstellen auf Bundesebene seit 2006 um 3 % zurückgegangen sind, gibt es im Wahlarztsektor einen Anstieg um 36 % zu beobachten. Für die Stellenplanung verantwortlich sind in erster Linie die Krankenkassen.

Immer mehr Wahlärzte - immer weniger Kassenärzte in Österreich

Auch in Wien Wahlärzteboom und Vertragsärzteknappheit

Auch Wien bildet hier keine Ausnahme. Rückblickend auf den Zeitraum 2010 bis 2018 sehen wir einen Rückgang bei den Vertragsärzten und eine beträchtliche Zunahme bei den Wahlärzten.

Wahlärzte boomen - Vertragsärzte werden weniger

Kinderärzte-Mangel

Diese Entwicklung zieht sich in Wien durch alle Fachrichtungen. So ist die Anzahl der Vertragsärzte für Kinder und Jugendheilkunde im Zeitraum 2010 bis 2018 von 91 auf 79 gesunken, während es im gleichen Zeitraum 50 zusätzliche Wahlärzte gibt. 

Leidtragende der Verknappungspolitik der Kassen sind die Wienerinnen und Wiener, die für ihre Sozialversicherungsbeiträge immer schlechtere Leistungen bekommen. Jungen Eltern bleibt dadurch - wenn sie es sich leisten können - oft nur die Flucht in den Wahlarztsektor oder in die Zusatzversicherung - oder der Gang ins Spital, der das System deutlich stärker belastet als der niedergelassene Arzt. 

Bei Kinderärzten gibt es mittlerweile mehr Wahl- als Kassenärzte.

NEOS Forderungen

Wahlarztkostenrückerstattung, wenn vertragsärztliches Angebot nicht vorhanden

Damit die Unterversorgung bei den Vertragsärzten rasch verbessert wird, fordern wir in einem ersten Schritt die Abrechnung der gesamten Wahlarztkosten über die Kassen, wenn die Kasse in angemessenem Zeitraum keine wohnortnahe kassenärztliche Behandlung gewährleisten kann. Ziel ist, dass die Kassen endlich eine flächendeckende Versorgung herstellen. 

Ärztliche Ausbildung stärker auf niedergelassenen Bereich fokussieren

Da die Wünsche von Jungärzten individuell sind, müssen diese gesundheitspolitisch berücksichtigt werden. Das beginnt bereits bei der Ausbildung, wo derzeit eine sehr starre Fokussierung auf die Ausbildung in den Spitälern erfolgt. Hier müssen die Möglichkeiten und Anreize für eine längere Ausbildung im niedergelassenen Bereich geschaffen werden.  Dazu zählt aber auch eine Ausbildungsphase, in der stärke Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufsgruppen (Pfleger, Therapeuten, etc.)  gelehrt wird (PVE-Lehrpraxis).

Primärversorgungseinheiten für jedes Stadtentwicklungsgebiet

Die rotgrüne Stadtregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2021 16 Primärversorgungseinheiten (PVEs) und bis 2025 36 PVEs zu errichten. Derzeit hat Wien ganze 2 PVEs – die Pläne werden also aller Voraussicht nach nicht halten. Über die Zielsteuerungsvereinbarungen Gesundheit besteht bereits eine verpflichtende Kooperation im Bereich der Primärversorgung. Wir fordern darüber hinaus eine gemeinsame Finanzierung aller Primärversorgungseinheiten in Wien. Land Wien und Gebietskrankenkasse sollen sich die Kosten für die zu errichtenden Einheiten aufteilen und aus einem gemeinsamen Topf bezahlen. Die Stadt Wien soll dafür Mittel aus dem Budget zweckwidmen und langfristig Kosten im stationären Bereich einsparen. Ziel ist es, in jedem Stadtentwicklungsgebiet schon bei der Planung eine PVE mitzudenken.

WGKK soll ihre Verträge auf sämtliche Wiener Vertragsärzte ausweiten

Derzeit besitzt nicht jeder Wiener Vertragsarzt einen Vertrag mit allen Kassen. Dieser Missstand muss sofort behoben werden. Daher soll die Wiener Gebietskrankenkasse dafür sorgen, dass jedem Wiener Vertragsarzt auch einen WGKK-Vertrag angeboten wird.

Umschichtung von finanziellen Mitteln aus den Spitälern in den niedergelassenen Bereich

Dass sich die Wienerinnen und Wiener eine wohnortnahe medizinische Versorgung wünschen, ist bekannt. Trotzdem wird in Wien sehr stark in Spitälern versorgt. Daher ist eine Umschichtung von finanziellen Mitteln aus dem stationären Bereich in den niedergelassenen Bereich sinnvoll. Die Landeszielsteuerung bietet diese Möglichkeit, und diese muss entsprechend genutzt werden. Denn jeder in den niedergelassenen Bereich investierte Euro spart in den Spitälern 4 Euro.

Finanzierung aus einer Hand muss kommen

Die Umschichtung von finanziellen Mitteln von den Spitälern in den niedergelassenen Bereich wird sich trotz Landeszielsteuerung als kompliziert erweisen, da weder Kassen noch die Stadt Wien ihren finanziellen Machtbereich zu schmälern bereit sind. Daher muss längerfristig die Finanzierung aus einer Hand das Ziel sein. Dazu müssten alle Kassen (WGKK, KFA Wien) und der Wiener Krankenanstalten-Fonds (Landesgesundheitsfonds) verschmolzen werden. Danach wird endlich sichergestellt sein, dass das Geld schnell dort ankommt, wo es gebraucht wird.

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