Radfahren in Hernals ist eine lange Geschichte voller Diskussionen. Klar ist, dass der 17. Bezirk aufgrund seiner Enge - so gibt es beim Gürtel ein Nadelöhr und in der Dornbacher Straße ebenso - nicht gerade einfache, auf der Hand liegende Lösungen anbietet. Der politische Diskurs in den letzten Jahren war geprägt von Vorwürfen, nichts, zu wenig oder zu viel für die Radfahrenden zu unternehmen. Was dabei zu kurz gekommen ist, ist ein Plan der weiter vorausdenkt als bis zur nächsten Wahl. Der Klimawandel und unser Anspruch, Wien auch für kommende Generationen lebenswert zu gestalten, fordert uns. Dazu muss gesagt werden: Politik ist ein Ort, an dem auch unpopuläre Entscheidungen getroffen werden dürfen, wenn diese notwendig sind, um bestimmte Ziele zu erreichen.
Leider müssen wir ehrlich sagen, dass die letzten zehn oder fünfzehn Jahre schon viel mehr hätte passieren müssen, vor allem in Hinblick auf den motorisierten Individualverkehr. Umso wichtiger ist es nun, sich nicht in Streitereien um die beste Berichterstattung zu ergehen, sondern lösungsorientiert zu überlegen und zu gestalten.
Der Umstieg auf das Rad braucht die nötige Infrastruktur
Das "Tor nach Hernals" wurde leider ohne große Diskussion in der Bezirksvertretung geplant und wird nun durchgeführt. Die schöne Gestaltung hört dort auf, wo es eng und heikel wird und wo es dringend notwendig wäre, eine sichere und eine allgemein nutzbare Radinfrastruktur zu schaffen. Es geht nicht nur darum, erfahrenen Radfahrer_innen gute Strecken zur Verfügung zu stellen sondern gerade jenen, denen Radfahren gegen die Einbahn zu gefährlich ist, die nicht so reaktionsschnell sind oder die mit Kindern unterwegs sind, ein ausreichendes Angebot zu bieten. Viele Menschen stehen kurz vor einem Umstieg zum Rad, aber die passende Infrastruktur fehlt einfach.
Radfahren über die Pezzlgasse?
Die Idee der Pezzlgasse schwebt uns schon seit längerem vor. Wir haben aber abgewartet, was die Diskussion in der Verkehrskommission ergibt und nun einen Antrag eingebracht, der eine durchgehende, möglichst gerade und sichere Strecke bis zur Marswiese vorsieht. Es soll ein baulich getrennter Zwei- bzw. an bestimmten Stellen Einrichtungsradweg sein. Letztlich haben die Studien der TU, die Ziele der Stadt Wien mit der SMART City Strategie und die Überlegung Wien für künftige Generationen lebenswert zu erhalten, ergeben, dass der Wegfall von Parkplätzen letztlich alternativlos ist. Viele Menschen haben gerade in der Pandemie angefangen, den Besitz des Autos zu hinterfragen. Car Sharing Modelle, der öffentliche Verkehr und die Radinfrastruktur sollen dazu führen, nicht nur unseren Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten, sondern auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Nicht zuletzt wollen wir einmal mehr betonen, dass der öffentliche Raum allen gehört und dementsprechend zu gestalten ist.
Leider wurde in der letzten Bezirksvertretungssitzung gegen unsere Vorschläge gestimmt. Wir werden aber trotzdem nicht lockerlassen und unser bestmöglichstes tun, um die Radinfrastruktur im Bezirk nachhaltig zu verbessern.